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Ausstellung Tomás Saraceno

 Im Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwartskunst - Berlin findet vom 15. September 2011 - 19. Februar 2012 die Ausstellung "Tomás Saraceno.Cloud Cities" statt. In der Ausstellung des 1973 in Agentinen geborenen Künstlers wird es erstmals möglich sein ca. 20 seiner Ballonmodule zu sehen und die Interaktion der hängenden Siedlungen zu erleben und zu betreten. Mit organischen Raumgeflechten, die von Spinnennetzen, Seifenblasen und den Konstruktionen des legendären Visionärs Buckminster Fuller inspiriert sind, sprengt der Künstler die traditionellen Auffassungen von Ort, Zeit, Erdanziehung und Architektur und schafft eine für den Besucher erlebbare dreidimensionale Vision, eine neue utopische Lebenswelt.


Buchrezension: „Laterne des Diogenes“ – zwei Bände des Projekts „Synergetische Anthropologie“

von Anar Imanov hor_diogen-300.jpg

1. Sergej Choružij: Laterne des Diogenes. Kritische Retrospektive der europäischen Anthropologie (Moskau, 2010; in russischer Sprache)

Der erste Band des großen zweibändigen Projekts erläutert ausführlich eine neue Richtung der philosophischen Anthropologie. Die „synergetische Anthropologie“ ist eine russische Erfindung des Physikers, Philosophen und James Joyce-Übersetzers Sergej Choružij. Nach seiner langjährigen Beschäftigung mit der Tradition geistiger Praktiken im Ostchristentum begründete der Philosoph eine originelle Konzeption des Menschen, die auf der Zusammenwirkung von Energien basiert und das Verhältnis des Menschen zu anderen Quellen, wie göttlichen Energien, dem Unbewussten oder virtuellen Praktiken beschreibt. Im Zentrum der Konzeption steht das Prinzip der anthropologischen Öffnung: der Mensch konstituiert sich, indem er sich öffnet. Die Konstitution des Menschen erweist sich in der synergetischen Anthropologie als ein äußerst dynamischer Prozess, der frei von jeglichen substanziellen Bestimmungen zu sein scheint. Somit macht der Philosoph einen bedeutenden Schritt in die „moderne“ Richtung einer radikal nichtklassischen Anthropologie.

In „Laterne des Diogenes“ – eine retrospektive Analyse der europäischen Philosophie – unternimmt Sergej Choružij eine hoch spannende intellektuelle Reise auf der Suche nach dem Menschen, genauer gesagt, nach Konzepten des Menschenverständnisses von Aristoteles bis Foucault. Das gewaltige Werk besteht aus zwei Teilen: In „Wie einer sich aus dem Blick verliert“ verfolgt der Autor den anti-anthropologischen Trend der klassischen Philosophie, der beim „stillen Charismatiker“ Descartes die entscheidende Wende nimmt und dessen Höhepunkt die Philosophie Hegels verkörpert. Der zweite Teil – „Und wieder zu finden versucht“ – setzt sich hauptsächlich mit Kierkegaard, Nietzsche, Heidegger und Foucault auseinander und zeichnet den Ausweg in der Moderne ab – zurück zum Menschen. Diese ausführliche Geschichte der europäischen philosophischen Anthropologie wird durch einen vertrauten Ton, scharfsinnige Kommentare und das überzeugende Argumentationsschema zu einem Leseerlebnis.

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2. Laterne des Diogenes. Das Projekt der synergetischen Anthropologie im zeitgenössischen geisteswissenschaftlichen Kontext (Moskau, 2010; in russischer Sprache)

Während der erste Band durch die kritische Retrospektive der Philosophiegeschichte eine fundierte Basis für die theoretische Entwicklung der synergetischen Anthropologie vorbereitet, so ist der zweite, in Form einer kollektiven Monographie von zwanzig Autoren, eine umfassende Präsentation(928 Seiten) des innovativen Projekts, die alle Problemfelder dieser neuen Richtung beleuchtet. Das Buch besteht aus vier Teilen: der erste Abschnitt widmet sich dem Dialog mit Michel Foucault's Konzept der „Praktiken des Selbst“, das mit seiner Problematik der Persönlichkeit und der nichtklassischen Moden der Subjektivität der synergetischen Anthropologie verwandt zu sein scheint. Das Thema des zweiten Abschnitts – die geistigen Praktiken – wird in Arbeiten über Hesychasmus und Zen-Buddhismus erschlossen. Der dritte Teil betrachtet die Beziehungen zwischen der synergetischen Anthropologie, Psychologie und Psychotherapie in Theorie und Praxis. Im abschließenden vierten Teil wird die breit gefächerte interdisziplinäre Problematik dargestellt. Hier wird die synergetische Anthropologie zu einem allgemeinen methodologischen Paradigma des geistigen Wissens erhoben. Außerdem enthält der Band die Einführungsvorlesungen in die synergetische Anthropologie und eine Bibliographie.

blog/ausstellung_tomas_saraceno.txt · Last modified: 2022/03/16 15:07 (external edit)