von Joachim Krausse
Dass das Wort „Synergy“ im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts in einen allgemeineren Gebrauch gekommen ist, verdankt sich vor allem der Initiative des amerikanischen Erfinders und Designdenkers R. Buckminster Fuller. Seine Kuppelkonstruktionen, Raumtragwerke und Tensegrity-Strukturen überraschten durch einen Mehrwert an Spannweite, Festigkeit und Leichtigkeit, der mit klassischen Rechenmodellen der Statik nicht zu erfassen war. Grundlage dieser Bauten und Strukturen war eine Geometrie, die Fuller zuerst „energetisch“, dann „energetisch-synergetisch“ und schließlich „Synergetics“ nannte. Sie ist empirisch, topologisch und medienreflexiv – jenseits von euklidischer und nicht-euklidischer Geometrie. Sie beschreibt eine Welt aus Winkel- und Frequenzmodulationen, in der es ein synergetisches 1+1=4 geben kann. Die Solidität der Körper löst sich in Netzwerken und Spaceframes auf, unser Raum-ABC der platonischen Körper erweist sich als eine Folge von Phasenübergängen. Mit „Synergetics“ schlug Fuller einen Weg der Erforschung allgemeiner Prinzipien des Zusammenwirkens ein, die jedem Vorschulkind zugänglich und zugleich den Wissenschaftlern bei ihren Entdeckungen hilfreich sein sollten.
Eröffnungsvortrag von Joachim Krausse im Rahmen des Workshops „Synergie. Konzepte - Techniken - Perspektiven“ (29.06-01.07.2011) zum Anhören
Zitierung:
Joachim Krausse: Vorschule der Synergetik. Buckminster Fullers Lehre vom Zusammenwirken more geometrico, in: Tatjana Petzer (Hg.): SynergieWissen. Interdisziplinäres Forum & Open Access Lexikon, 01.10.2012, http://www.synergiewissen.de